Über Bharatanatyam

Photo: Daniel Balogh

Die Wurzeln von Bharatanatyam liegen in der südindischen Tempelkultur und Königshöfen, so wie in der klassischen indischen Schauspielerei.

Der Tanz wurde bis zum Anfang des 20sten Jahrhunderts Sadirattam or Dasiyattam genannt und seine Technik wurde nur in einer einzigen Künstlerfamilie erhalten. Als der gesellschaftliche Stand der Künstler in den Jahrhunderten sank, wurde auch der Status dieses Tanzes geringgeschätzt.

In den 1920er-30er Jahren wurde der Tanz von Leuten aus höherem Stand langsam wieder entdeckt: er wurde als Teil der nationalen Identität während der Zeit der indischen Unabhängigkeitsbewegung anerkannt. Menschen wie der Rechtsanwalt E. Krishna Iyer, Esther Sherman (Ragini Devi), bzw. Politiker sprachen sich für die Wiedererweckung dieser Kunstform aus. Endlich wurde Sadirattam als Bharatanatyam neugeboren: Rukmini Devi Arundale gestaltete Bharatanatyam so, dass er sich zu einem Bühnentanz (statt Tempeltanz) entwickeln konnte. Sie hat mit ihrem Mann Kalakshetra die Dance Academy gegründet, die schnell ein Zentrum für klassische Sprachen (Sanskrit und Tamil), Karnatik-Musik und Tanz wurde.

Heutzutage erlebt Bharatanatyam seine Renaissance: nicht lediglich wird sein altes Repertoire immer wieder wiederholt, sondern tausend moderne Stücke, die seine Technik benutzen, sind mit modernem Inhalt entstanden.

Photo: Szilvia Gombár

Bharatanatyam hat zwei Aspekte: Nritta (reiner Tanz) und Abhinaya (Vorstellung). Der reine Tanz ist abstrakt, schnell und rhythmisch. Der Schwerpunkt des Nrittas ist die Schönheit der Bewegung, Form, Geschwindigkeit, Reichweite und Muster. Dieser Teil des Repertoires erzählt keine Geschichten, sondern ist eine technische Leistung, eine Einheit von Musik, Rhythmus und Tanz.

Im Abhinaya oder Nritya erzählen die Tänzer*innen ganze Geschichten mit darstellenden Körperhaltungen, ausdrucksvoller Gesichtsmimik und geschickten Handhaltungen. In den meisten Stücken mischen sich diese zwei Aspekte, versuchen gleichzeitig die Sinne und den Geist des Publikums zu ergreifen.